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Windkraft im Strommix: Was Verbraucher wirklich wissen sollten

Jeden Morgen, wenn Sie das Licht anschalten oder den Kaffee aufbrühen, fließt Strom aus der Steckdose – ganz selbstverständlich. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, woher dieser Strom eigentlich kommt? Während früher hauptsächlich Kohle- und Atomkraftwerke unsere Stromversorgung sicherten, hat sich das Bild dramatisch gewandelt. Heute stammt ein erheblicher Teil unseres Stroms aus Windenergie – und das hat ganz konkrete Auswirkungen auf Ihren Alltag und Ihre Stromrechnung.

Die Windkraft ist längst aus der Nische herausgewachsen und zu einem der wichtigsten Pfeiler der deutschen Energieversorgung geworden. Doch was bedeutet das wirklich für Sie als Verbraucher? Wird Ihr Strom dadurch günstiger oder teurer? Müssen Sie sich Sorgen um die Versorgungssicherheit machen, wenn der Wind mal nicht weht? Und wie können Sie bewusst mehr Windstrom nutzen?

Der Strommix in Deutschland – aktuell und im Wandel

Windenergie als tragende Säule der Stromversorgung

Deutschland hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einem der führenden Windenergie-Standorte weltweit entwickelt. 2024 stammten bereits rund 30 Prozent der deutschen Bruttostromerzeugung aus Windenergie – ein beeindruckender Anteil, der die Windkraft zur wichtigsten Einzelquelle im deutschen Strommix macht. Zum Vergleich: 2010 lag dieser Anteil bei gerade einmal 6 Prozent.

Diese Zahlen zeigen nicht nur eine technische Transformation, sondern auch eine fundamentale Veränderung von dem, was täglich aus Ihrer Steckdose kommt. Statistisch gesehen stammt heute fast jede dritte Kilowattstunde, die Sie verbrauchen, aus der Kraft des Windes.

ONshore versus OFFshore: Wo weht der Wind am stärksten?

Die deutsche Windenergie teilt sich in zwei große Bereiche: Onshore-Anlagen an Land und Offshore-Windparks auf See. Den Löwenanteil tragen dabei die Windräder an Land, die etwa 80 Prozent der gesamten Windstromerzeugung ausmachen. Diese Anlagen prägen mittlerweile das Landschaftsbild in vielen Regionen – von den norddeutschen Küstenebenen bis zu den Mittelgebirgen.

Die Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee, obwohl zahlenmäßig weniger, liefern besonders konstanten und ertragreichen Strom. Hier weht der Wind stärker und gleichmäßiger als an Land, was diese Anlagen zu besonders wertvollen Bausteinen der Energiewende macht. Ein einziges modernes Offshore-Windrad kann heute den Jahresstrombedarf von über 5000 Haushalten decken.

Was bedeutet Windenergie im Strommix für Verbraucher konkret?

Versorgungssicherheit: Der Mix macht's

Eine der häufigsten Sorgen von Verbrauchern lautet: “Was passiert, wenn der Wind nicht weht?” Diese Befürchtung ist verständlich, aber in der Praxis unbegründet. Deutschland verfügt über ein hochmodernes Stromnetz, das verschiedene Energiequellen intelligent miteinander verknüpft. Wenn die Windausbeute gering ist, springen andere Kraftwerke ein – von Gaskraftwerken über Pumpspeicher bis hin zu Solaranlagen und Biomasse-Kraftwerken.

Das Stromnetz funktioniert dabei wie ein großer Puffer: Ständig wird Strom aus verschiedenen Quellen eingespeist und gleichzeitig verbraucht. Die Netzbetreiber sorgen dafür, dass Angebot und Nachfrage immer im Gleichgewicht bleiben. 

Tatsächlich hat die Diversifizierung des Strommixes die Versorgungssicherheit sogar erhöht. Früher war Deutschland stark von wenigen großen Kraftwerken abhängig. Heute verteilt sich die Stromerzeugung auf Tausende von Anlagen im ganzen Land, was das System robuster macht.

Windstrom und Ihr Geldbeutel: Komplex, aber meist positiv

Die Auswirkungen der Windenergie auf Ihren Strompreis sind vielschichtig. Einerseits entstehen durch den Ausbau der erneuerbaren Energien Kosten, die über die EEG-Umlage (heute: Erneuerbare-Energien-Gesetz-Umlage) auf alle Stromverbraucher umgelegt werden. Andererseits drückt die Windenergie die Großhandelspreise für Strom, weil sie praktisch kostenlos produziert werden kann, sobald die Anlagen stehen.

An windreichen Tagen, wenn viel Strom aus Windkraft ins Netz fließt, sinken die Börsenpreise für Elektroinzität teilweise auf null oder werden sogar negativ. Diese Einsparungen kommen jedoch nur teilweise bei Ihnen als Endverbraucher an, da der Haushaltsstrompreis zu einem großen Teil aus Steuern, Abgaben und Netzentgelten besteht.

Langfristig wird die Windenergie aber höchstwahrscheinlich zu stabileren und günstigeren Strompreisen beitragen. Die Brennstoffkosten für Wind sind null, die Anlagen haben lange Laufzeiten, und die Technologie wird immer günstiger. Experten prognostizieren, dass die Strompreise mittelfristig sinken werden, wenn der Anteil erneuerbarer Energien weiter steigt.

Wie erkenne ich, wie viel Wind in meinem Strom steckt?

Anbieter, die gezielt Windenergie fördern

Es gibt verschiedene Stromversorger, die bewusst den Ausbau der Windenergie vorantreiben. Dazu gehören Stadtwerke, die eigene Windparks betreiben, Energiegenossenschaften, die ihre Mitglieder direkt an Windkraftanlagen beteiligen, oder spezialisierte Ökostrom-Anbieter, die ausschließlich neue erneuerbare Energien-Anlagen fördern.

Diese Anbieter investieren einen Teil Ihrer Stromgebühren direkt in neue Windkraftprojekte oder bieten sogar die Möglichkeit, sich direkt an Windparks zu beteiligen. Wenn Sie den Ausbau der Windenergie aktiv unterstützen möchten, lohnt sich ein Blick auf solche Angebote.

Manche Versorger bieten auch zeitvariable Tarife an, bei denen der Strompreis je nach Verfügbarkeit von Wind- und Solarstrom schwankt. An windreichen Tagen zahlen Sie dann weniger, bei Flaute etwas mehr. Diese Tarife sind zwar noch selten, werden aber in Zukunft wahrscheinlich häufiger – und können Ihnen helfen, Ihren Stromverbrauch an die natürliche Verfügbarkeit von Windenergie anzupassen.

Grünstromtarife: Mehr als nur Marketing?

Vorsicht: Nicht überall, wo “Grünstrom” draufsteht, ist auch wirklich mehr Windenergie drin. Manche Anbieter kaufen lediglich Herkunftsnachweise aus älteren Wasserkraftwerken im Ausland und verkaufen dann ihren konventionellen Strom als “grün”.

Echter Mehrwert für die Energiewende entsteht nur, wenn Ihr Stromversorger tatsächlich in neue Windkraftanlagen investiert oder langfristige Lieferverträge mit Windparkbetreibern abschließt. Achten Sie deshalb auf Gütesiegel wie das “Grüner Strom Label” oder “ok-power”, die strengere Kriterien anlegen.

Herkunftsnachweise verstehen: Das Kleingedruckte der Stromkennzeichnung

Jeder Stromversorger muss Ihnen auf der Rechnung mitteilen, aus welchen Quellen Ihr Strom stammt – die sogenannte Stromkennzeichnung. Hier finden Sie den Anteil von Windenergie, Solar, Kohle, Gas und anderen Energieträgern. Diese Zahlen basieren auf Herkunftsnachweisen, einer Art “Geburtsurkunde” für Strom.

Das System der Herkunftsnachweise hat jedoch eine Schwäche: Sie können getrennt vom physischen Strom gehandelt werden. Das bedeutet, Windstrom aus Deutschland kann mit Herkunftsnachweisen aus norwegischer Wasserkraft “veredelt” werden. Für das Klima ist das unproblematisch, für den Ausbau der deutschen Windenergie bringt es aber nichts.

Die Windenergie prägt unsere Energiezukunft

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Windenergie ist keine Zukunftsmusik mehr, sondern bereits heute eine der wichtigsten Säulen der deutschen Stromversorgung. Für Sie als Verbraucher bedeutet das konkret, dass ein erheblicher Teil Ihres täglichen Stromverbrauchs bereits aus sauberer Windkraft stammt – und dieser Anteil wird in den kommenden Jahren noch weiter steigen.

Die Bundesregierung plant, bis 2030 den Anteil erneuerbarer Energien am Strommix auf 80 Prozent zu erhöhen. Windenergie wird dabei eine Schlüsselrolle spielen. Das bedeutet: Ihr Strom wird immer sauberer, ohne dass Sie als Verbraucher etwas dafür tun müssen.

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